Wir kamen, wir sahen, wir diskutierten Zweitnamen – und verliessen Genf mit einem Punkt, einer Portion Geschichten fürs nächste Training und dem festen Vorsatz: Das nächste Mal pfeifen wir unser Timeout einfach selbst.
Eine dreistündige Zugfahrt kann lang werden – kann. Wenn man aber mit unserem Team unterwegs ist, verwandelt sich selbst die SBB in eine rollende Talkshow. Das Hauptthema: Namen. Es zeigte sich schnell, dass Zweitnamen eine ganz eigene Kategorie von Familienhumor darstellen. Da wären zum Beispiel die Klassiker vergangener Jahrhunderte wie Theresa, Marielle oder Lena. Andere Eltern hatten die glorreiche Idee, ihren Kindern fast identische Zweitnamen zu verpassen – Ramona und Ramon, damit man die Geschwisterverbindung auch ja nicht übersieht. Und dann gibt’s noch diejenigen unter uns, die mit einem „Lill“ im Namen quasi schon eine Einladung zur Rap-Karriere erhalten haben. (Achtung, Lil Peep und Lil Wayne, Konkurrenz ist im Anmarsch!)
Die drei Stunden vergingen also wie im Flug, und wir kamen bestens unterhalten in unserer Lieblingshalle an. Kaum draussen, staunten wir kurz über die Eishockeyarena – bis Silvan nach exakt drei Schritten entschied: „Hier ist’s doch nicht so schön.“ Und zack, standen wir begleitet vom Regen wieder drinnen.
In der Halle herrschte dann Sahara-Feeling. Sauerstoff? Fehlanzeige. Die einen husteten, die anderen schnieften, alle schwitzten. Kurz: perfekte Voraussetzungen für ein intensives Spiel.
Nur leider starteten wir… sagen wir mal… nicht ganz so heiss wie die Luft in der Halle. Wir knallten unsere Bälle lieber auf die Torfrau als ins Tor, und ehe wir es uns versahen, lagen wir mit sechs Treffern hinten. Die Genferinnen zeigten sich gnädig – also gar nicht – und verteilten munter Checks, als wäre es Eishockey. Wir holten uns ein paar Zweiminutenstrafen ab, die eine verdient, die andere eher aus der Kategorie “was genau war daran jetzt ein Foul?”.
Doch siehe da: In doppelter Unterzahl (!) verkürzten wir um drei Tore. Warum? Weil wir endlich gezwungen waren, ohne Ball zu laufen – ein Konzept, das manchmal Wunder wirkt. Zur Pause stand’s 17:12, und die Devise lautete: „Laufen, laufen, laufen!“
Gesagt, getan. In der zweiten Halbzeit kamen wir mit Vollgas zurück und glichen nach sechs Minuten aus. Es folgte ein nervenaufreibendes Hin und Her, garniert mit einem Penalty-Festival (8 Siebenmeter für uns – danke dafür!). Die Würfe wurden konstant rechts unter versenkt, während die Welschschweizerinnen uns weiterhin fleissig auf Körperkontakt prüften.
Dann, 45 Sekunden vor Schluss: Unentschieden. Unser Trainer legt das Team-Timeout. Und was passiert? Nichts. Kein Horn, keine Pause, keine Reaktion. Die Zeitnehmer schienen im gleichen Sauerstoffmangel zu schweben wie wir. Wir spielten weiter, verpassten die Chance – und das Spiel war eigentlich vorbei.
Doch wir protestierten. Ergebnis: Die Uhr wurde zurückgestellt, der Ball ging an Genf. Logisch, oder? Zum Glück verwandelten sie den letzten Angriff nicht, und es blieb beim 31:31. Der Protest? Schon per Mail raus.
Wie immer also: Eine Reise voller Emotionen, Kuriositäten und kleiner Dramen.
HC Servette 1 vs. PSG Lyss F1 - 31:31 (17:12)
Genève, Queue d'Arve
SR: Bonilauri
Strafen: 5mal 2-Minuten gegen PSG Lyss F1, 5mal 2-Minuten gegen HC Servette 1
PSG Lyss F1:
Vogel (45 %, davon ein gehaltener 7m), Zwygart (30 %)
Zähner (2), Gesteiger (3), Andres, Stucki (3), Biout (3), Reinmann (4), Schüpbach, Zurbuchen (7/6), Strobel (3), Büeler (4), Linder, Stebler, Grau (2)
HC Servette 1:
Charbonney (42 %), Borghini (40 %, davon 2 gehaltene 7m)
Campa (2), Relange (4), Chernomorets (6), Leone (1), Mahmoud (4), Vicente(1), Doe (3), Akremi (2), Pigny, Wolffhugel (3), Broc (3), Onambélé Bessala (2)