18.01.2024
Die Vorzeichen zum Cup-Viertelfinale
konnten deutlicher nicht sein: Auf der einen Seite das ultramodern und schnell
spielende «Eis», auf der anderen Seite die Routiniers vom «Füfi», die eher
darauf bedacht sind, das Tempo gegen einen solchen Gegner so gut es geht aus
dem Spiel zu nehmen.
Für das «Füfi» war vor dem Spiel klar: Von 20 Spielen gegen diesen Gegner gehen
wahrscheinlich 19 verloren. Doch an diesem Donnerstagabend sollte dieses eine
Spiel sein, an dem es eben nicht wie gewohnt ausgeht.
Das Aufgebot umfasste mit Vitti, Eglin, Tschanz, Christen, Zitterli, Egger,
Moret, Zurbuchen und Siegenthaler nicht weniger als 9 Spieler, die lange Zeit
in der Ersten Mannschaft spielten, dazu gesinnten sich die gestandenen
«Füfi»-Spieler Geissbühler, Andres, Flückiger, Scheidegger und Burgener. Eine
gewichtige Absenz stellte Malär dar, der eigentlich auch dabei sein wollte,
jedoch krank zu Hause im Bett lag. Damit trat das «Füfi» ohne Linkshänder gegen
das «Eis» an.
Das «Füfi» war sich vollkommen bewusst, dass der Start in diese Partie nicht
verschlafen werden dürfte und dass die Rückzugsbewegung sehr schnell passieren
musste, um nicht schon früh mehrere Tore in Rückstand zu geraten. Dies setzte
Hassans Team perfekt um, von Beginn weg entwickelte sich eine
Kopf-an-Kopf-Partie. Zwischenzeitlich konnte das «Eis», angeführt vom
bärenstarken David Lukic, sich mit 2 Toren absetzen, acht Minuten später –
Mitte der ersten Halbzeit – führte das «Füfi» mit 2 Längen. Das passierte unter
anderem dank Francesco Vitti im Tor, welcher ein ums andere Mal sensationelle
Paraden auspackte und dem unterklassigen Heimteam die nötige Sicherheit gab. Auf
der anderen Seite des Spielfeldes wurden die Angriffe lange ausgetragen, mal
mit Kreuzbewegungen, mal mit Sperren/Lösen-Situationen, mal mit einem Ablaufen
eines zweiten Kreisspielers.
Nach knapp 18 Minuten war die Partie wieder ausgeglichen, und ab da bis zur
Pause konnte sich kein Team mehr mit mehr als einem Tor absetzen. Der 14:14
Ausgleich durch den pfeilschnellen Denis Moret fast 4 Minuten vor der Sirene
war das letzte Tor in der ersten Halbzeit, danach konnten sich der ebenfalls
gut aufgelegte Marti im Tor des «Eis» sowie Vitti noch mehrmals auszeichnen.
Sehr zufrieden mit dem Gezeigten begab sich das «Füfi» in die Garderobe. Der
Plan für die zweite Halbzeit war klar: Die Angriffe so weiterspielen, schnell
zurücklaufen, solidarisch verteidigen und hoffen, dass der Unterschied 10
Minuten vor Schluss nicht mehr als 1-2 Tore betragen würde.
Anpfiff zweite Halbzeit, erneuter Auftritt Francesco Vitti: Gleich zu Beginn
der zweiten 30 Minuten hielt der Routinier reihenweise Würfe der Ersten
Mannschaft, das «Füfi» konnte daraus Kapital schlagen und erneut mit 2 Toren
Unterschied in Führung gehen. Im Angriff waren es immer wieder Kevä
Siegenthaler und Chrigu Zurbuchen, welchen dem «Eis» mit ihren Distanzwürfen
Nadelstiche versetzten. Die Erste Mannschaft liess sich davon jedoch nicht
beeindrucken, spielte ihr Spiel konsequent weiter und nutzte die wenigen Fehler
des «Füfi» in der Folge konsequent aus. Nach 42 Minuten war das Spiel einmal
mehr ausgeglichen und die um Längen bessere Kondition des Fanionteams sprach
für den Favoriten.
Angetrieben von der möglichen Sensation und mit Hassans Traum in Hinterkopf,
sich nur ein einziges Mal für das Finalwochenende zu qualifizieren,
mobilisierte das «Füfi» die allerletzten Kräfte.
Die Führung wechselte hin und her, es ergab sich ein Krimi, ein Thriller, wie
es sich das «Füfi» vor dem Spiel gewünscht hatte. Dreieinhalb Minuten vor
Schluss, beim Stande von 26:26, spielte sich das «Eis» einen Penalty heraus,
obendrauf wurde Tschanz wegen Meckerns zur Beruhigung auf die Bank geschickt.
Alle sprach nun für das «Eis», Lukas Affolter verwandelte den Strafwurf wie
seine 4 vorherigen Versuche äusserst souverän und brachte sein Team in Führung.
Hassans Team war an diesem Abend jedoch nicht kleinzukriegen, durch Rubens
Flückiger und Denis Moret kamen sie auch in Unterzahl zu 2 Torerfolgen. 28:28,
noch eineinhalb Minuten zu spielen, Ballbesitz für das «Eis». Durch einen
technischen Fehler gelangte das «Füfi» 1 Minute und 10 Sekunden tatsächlich in
den Ballbesitz, ohne ein Tor erhalten zu haben. Die Überraschung war nun
greifbar nahe. Was folgte, war der wohl abgeklärteste und routinierteste
Angriff des ganzen Spiels. Bei 59:17 nahm Tschanz an der Seitenlinie das Time
Out. Eine Auslösung und das sofortige Zurücklaufen wurden besprochen, und dass
– je nach Möglichkeit – noch möglichst viel Zeit heruntergespielt werden
sollte.
Das Resultat war ein Wurf Zitterlis bei angezeigtem passiven Spiel 7 Sekunden
vor Schluss, der seinen Weg auch ins Tor des «Eis» fand. Den allerletzten Wurf
nach schnellem Anspiel des Fanionteams konnte geblockt werden, das Spiel war
aus, Emotionen pur auf der Seite des «Füfi».
Wir möchten uns bei den wahnsinnig vielen
Zuschauerinnen und Zuschauer für das Erscheinen und die Unterstützung bedanken.
Normalerweise spielen wir vor ca. 30 Menschen, gestern waren es über 200, natürlich
begünstigt durch dieses vereinsinterne Duell, und doch waren es aus unseren
Augen überraschend viele Personen, die am späten Donnerstagabend ins Grien
gekommen sind – MERCI!
Wir, das «Füfi», können nicht beschreiben, was uns dieser Abend bedeutet.
Nicht, weil wir gegen das «Eis» gewonnen haben – diesen Vergleich verlieren wir
im Normalfall deutlich. Wahrscheinlich hätte es keine Rolle gespielt, welche
Mannschaft aus der Zweit- oder Drittliga am Donnerstagabend unser Gegner
gewesen wäre. Wir hatten die riesige Motivation, Hassans Traum zu
verwirklichen. Unsere Gedanken an ihn haben Kräfte in uns mobilisiert, die wir
normalerweise nicht abrufen können. Es war ein Sieg für ihn, und wir sind
überzeugt, dass Hassan, wo immer er auch ist, jetzt mit einem Kaffee oder Cola
in der Hand sein verschmitztes Lächeln aufsetzt und innerlich platzt vor Stolz.
Es ist Freitagmorgen, unsere Körper schmerzen und wir müssen (dürfen) morgen
auswärts in Balsthal antreten. Aber uns ist das momentan total egal. Wir sind im
Final4 des Berner Cups, und wir treten an, um den Pokal zu holen – für Hassan
und für uns selbst.
PSG
Lyss 5 – PSG Lyss 1 29:28 (14:14)
Lyss, Grien
SR: Bader
Strafen: je 3mal 2-Minuten
PSG Lyss 5:
Francesco Vitti (31%), Gian-Luca Burgener (für 1 Penalty);
Sebastian Eglin (1), Christian Tschanz (1), Marc Geissbühler, Simon Christen
(1), Thom Zitterli (8/6), Silvan Andres, Stefan Egger (1), Denis Moret (4),
Christian Zurbuchen (4), Rubens Flückiger (2), Kevin Siegenthaler (7), Pascal
Scheidegger.
PSG Lyss 1:
Jason Marti (39%), Simon Schori (28%);
David Hügli (2), Nicolas Weidmann (3), Jonah Strub (3), Lukas Affolter (6/5),
Neil Strub, Philippe Walder, Morris Tschann, Jozef Hantak (2), David Lukic (8),
Adrian Joss (3), Benjamin Brak (1).